

Geschichte, Zeitgeschehen & Biografien

Michel Bergmann
Mameleben oder das gestohlene Glück
Roman
256 Seiten, gebunden, € 25,-
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ISBN 978-3-257-07225-9
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Michel Bergmann schreibt vom Leben seiner Mutter: Es geht um Vertreibung, Verlust und Glück. Eine schonungslose Geschichte über eine Frau, die ihm manchmal zu viel war. Authentisch und melancholisch.
Eine jüdische Familie im Nachkriegsdeutschland: Michel Bergmanns Mutter – Charlotte Bergmann – ist eine starke Frau mit viel Eigensinn. Sie hat Vertreibung und den Verlust beinahe ihrer gesamten Familie erlebt, ihren künftigen Ehemann durch viel Glück wiedergefunden – und muss doch überwiegend allein durchs Leben gehen. Diese Frau und Mutter kann ihrem Sohn allzu häufig viel zu viel sein, aber Michel Bergmann liebt sie. Trotz oder gerade weil sie nervtötend, liebevoll, großartig, erdrückend, übergriffig und aufopfernd ist. Das Ergebnis dieser besonderen Mutter-Sohn-Beziehung: eine wahre und intensive Geschichte, die den Geist der damaligen Zeit lebendig werden lässt und ein schicksalhaftes Leben mit viel Melancholie und Humor erzählt.

José Alvarez
June und Helmut Newton
Biographie eines Künstlerpaars
Aus dem Französischen von Kirsten Gleinig
384 Seiten mit Abbildungen, gebunden, € 28,-
(Aufbau-Verlag) Shop per E-Mail bestellen
ISBN 978-3-351-04187-8
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Dieses Porträt eines außergewöhnlichen Künstlerpaars und seiner Zeit stammt von einem gemeinsamen Freund. José Alvarez hat June und Helmut Newton Jahre lang begleitet und erzählt hier zum ersten Mal ihre Geschichte.
Ein Berliner Jude, der die Fotografie liebt, strandet in den vierziger Jahren in Australien und verliebt sich dort in eine junge Schauspielerin. Ein Jahr später heiraten June Browne und Helmut Newton. Zunächst ist sie sein Model und seine Assistentin, später fotografiert sie leidenschaftlich und erfolgreich selbst. In Paris revolutionieren die beiden gemeinsam die Kunstszene. Helmut wird zum Weltstar durch seine ungewöhnlich inszenierten Mode- und Aktfotos. June alias Alice Springs spezialisiert sich auf Porträts. Sein Werk ist nicht ohne ihren Einfluss zu denken, ihres, nicht ohne seine Inspiration. Bislang unbekannte Fotos ergänzen dieses ausgezeichnete Porträt.

Shole Pakravan/Steffi Niederzoll
Wie man ein Schmetterling wird
Das kurze, mutige Leben meiner Tochter Reyhaneh Jabbari
272 Seiten mit Fotografien, gebunden, € 24,-
(Woow Books) Shop per E-Mail bestellen
ISBN 978-3-8270-1370-5
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Eine Mutter kämpft um das Leben ihrer Tochter – und verliert. In diesem Buch erzählt die iranische Menschenrechtsaktivistin das Leben und den Kampf ihrer Tochter Reyhaneh. Unterstützt wurde sie dabei von der Filmemacherin Steffi Niederzoll, deren Film »Reyhaneh – a free spirit« 2023 zu sehen ist.
Der Fall der jungen Iranerin ging um die Welt: Als 19-Jährige wird sie fast vergewaltigt. Doch sie setzt sich zur Wehr und sticht den Angreifer
nieder. Nach einem Schauprozess wird Reyhaneh Jabbari wegen vorsätzlichen Mordes zum Tod durch den Strick verurteilt. Sieben Jahre sitzt sie im Todestrakt und wird nicht müde, sich für Frauenrechte und für ihre Mithäftlinge einzusetzen. Ihre Mutter, eine prominente Schauspielerin, kämpft um das Leben der Tochter und kann auch internationales Interesse wecken. Obwohl Reyhaneh am Ende ihr Leben verliert, ist dieses Buch eine Hommage an das Leben – unabhängig von Geschlecht, Religion und kultureller Zugehörigkeit.

Adriana Altaras
Besser allein als in schlechter Gesellschaft
Meine eigensinnige Tante
240 Seiten, gebunden, € 22,-
(Kiepenheuer & Witsch) Shop per E-Mail bestellen
ISBN 978-3-462-00424-3
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Die Nichte erzählt von ihrer schönen Tante, die 101 Jahre alt wurde, die spanische Grippe, das KZ und ihre Schwiegermutter überlebte. Von einer so liebevollen wie eigensinnigen Beziehung – und davon, wie man lernt, das Leben anzunehmen und wie man es loslassen kann.
Als ihre Eltern aus Zagreb fliehen, kommt Adriana mit vier Jahren zu ihrer Tante Teta Jele nach Italien. Sie wird ihr Leben lang zurückkehren. In den Ferien, mit ihrer gesamten Abiklasse – und mit all ihren Liebhabern, die Tantchens aristokratischem Blick standhalten müssen. Als Adrianas Mann sie verlässt, ist es die 98-jährige, die ihr am Gardasee mit Pasta, Ratschlägen und Barbesuchen zur Seite steht. Ausgerechnet den hundertsten Geburtstag können sie wegen der Pandemie nicht miteinander feiern. Aber die beiden telefonieren viel und lassen dabei ein Jahrhundertleben Revue passieren. Adriana Altaras entwirft ein zartes, bewegendes und zugleich irre komisches Porträt einer wunderbar kapriziösen Frau.

Walter Mehring / Mitarbeit: Markus Dreyfus
Nazi-Führer sehen dich an
33 Biographien aus dem Dritten Reich
224 Seiten mit Abbildungen, gebunden, € 26,-
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ISBN 978-3-8062-4574-5
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Der jüdisch-deutsche Schriftsteller Walter Mehring war einer der bedeutendsten satirischen Autoren der Weimarer Republik. 1934 erschien in Paris – aus gutem Grund anonym – das Buch »Nazi-Führer sehen dich an«, geschrieben vom damals 38-jährigen jüdischen Exilanten.
Dies war seine Antwort auf das 1933 erschienene abstoßende Machtwerk »Juden sehen dich an« des Rassisten Johann von Leers. Das Buch des großen Romanciers Mehring ist leider kein fiktionales Buch. Vielmehr enthält es 33 biographische Porträts mit zeitgenössischen Fotos von damaligen Größen des Nationalsozialismus – zugespitzt, satirisch, geschliffen. Profunde politische Analyse und sein großartiger Stil machen aus dem Band ein erstaunliches, geradezu seherisches Buch. Es sind Porträts von Personen, von denen man später leider noch viel hören sollte. Dieses endlich wieder aufgelegte Buch ist ein absolut faszinierendes Dokument aus der Zeit, als der Nationalsozialismus gerade die Macht an sich riss.

Franziska Davies (Hg.)
Die Ukraine in Europa
Traum und Trauma einer Nation
240 Seiten 15 s/w-Abbildungen, broschiert, € 29,-
(WBG Theiss) Shop per E-Mail bestellen
ISBN 978-3-8062-4565-3
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Deutschland, Russland, Ukraine – das war immer und ist eine schwierige Ménage à trois. Eingeklemmt zwischen Habsburg und Russland war der Ukraine eine eigenständige Existenz meist verwehrt.
Dabei haben – durch den Zweiten Weltkrieg und durch den Eisernen Vorhang – die Deutschen viele enge Beziehungen wie auch Verstrickungen zur Ukraine und Galizien fast gänzlich vergessen. Welch komplexes Beziehungsgeflecht zwischen diesen drei Territorien existiert, dämmert erst jetzt durch die Katastrophe des Krieges. Franziska Davies komponiert einen Essayband, der Geschichte und Gegenwart dieser Beziehungen aufzeigt: Die imperiale Überheblichkeit von Russen wie Habsburgern, nationalistische Sünden aller Akteure, die Phantomschmerzen Putins nach einem untergegangenen Imperium, die Fehler und Fehleinschätzungen des Westens, der NATO und Deutschlands. Versammelt werden mit dem Thema engstens verbundene, hoch engagierte Historikerinnen und Publizisten aus Deutschland und der Ukraine.

Willem-Jan Verlinden
Vincents Schwestern
Aus dem bewegten Leben der Familie Van Gogh
Aus dem Niederländischen von Andreas Gressmann
256 Seiten mit 132 Abbildungen, gebunden, € 32,-
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ISBN 978-3-949582-12-7
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In dieser überaus spannenden und zugleich auch nachdenklich machenden Biografie taucht Willem-Jan Verlinden tief in die bisher unveröffentlichte Korrespondenz in den Van Gogh-Familienarchiven ein.
Die lebhafte und aufschlussreiche Korrespondenz, die Vincent van Gogh (1853 - 1890) mit seinem Bruder Theo, dem Kunsthändler, führte, ist berühmt als Quelle für Einblicke in die Gedankenwelt eines der bekanntesten Künstler aller Zeiten. Aber was ist mit Anna, Lies und Willemien van Gogh, mit denen Vincent eine vertraute, innige und oft auch turbulente Beziehung hatte. Nicht nur die intimen Gespräche der Schwestern über Poesie und Bücher, Liebe, persönlichen Ehrgeiz und die Möglichkeiten, die sich bei der Recherche boten, erweitern unser Verständnis dieser dramatischen Epoche der europäischen Geschichte, als die Frauenbewegung im Entstehen begriffen war und Idealistinnen aller Couleur auf die Barrikaden stiegen, um die Revolution voranzutreiben.

Barbara von Bechtolsheim
Hannah Arendt und Heinrich Blücher
Biografie eines Paares
300 Seiten, gebunden, € 25,-
(Insel Verlag) Shop per E-Mail bestellen
ISBN 978-3-458-64297-8
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1936 lernen sich Hannah Arendt und Heinrich Blücher im Exil in Paris kennen. Vier Jahre später heiraten sie und finden aneinander eine geistige und menschliche Heimat. Barbara von Bechtolsheim bringt uns in ihrer reich bebilderten Doppelbiografie erstmals das Ehepaar Arendt-Blücher nahe.
Unterschiedlicher kann ein Paar wohl kaum sein: Arendt aus bildungsbürgerlich-jüdischem Elternhaus, Studentin bei Heidegger und Jaspers, schließlich streitbare Denkerin, die bis heute Kontroversen auslöst. Blücher hingegen aus proletarischen Verhältnissen, der als Professor der Philosophie einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Miteinander waren sie fast unzertrennlich, über dreißig Jahre lang haben sie sich Anregungen gegeben, gestritten, einander vertraut und Freundschaften mit Künstlern, Literaten und Philosophen gepflegt. Ihre Erfahrungen als Flüchtlinge und Immigranten blieben dabei für das politische Denken und Handeln des Ehepaars Arendt-Blücher bestimmend.

Ita Heinze-Greenberg
Zuflucht im Gelobten Land
Deutsch-jüdische Künstler, Architekten und Schriftsteller in Palästina/Israel
320 Seiten, mit Zeichnungen von Carla Haslbauer, € 29,-
(WBG Theiss) Shop per E-Mail bestellen
ISBN 978-3-8062-4566-0
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Ita Heinze-Greenberg hat über ein Jahrzehnt in Israel gelebt. In diesem Buch fasst sie erstmals ihre langjährigen Archivrecherchen und Interviews mit Zeitzeugen zu einer Gesamtschau zusammen, in der individuelle Schicksale und politische Katastrophen verwoben werden.
Der Verleger Martin Feuchtwanger eröffnete eine Suppenküche in Tel Aviv, Max Bronstein brachte das Bauhaus nach Jerusalem und Gabriele Tergit sezierte die neue Heimat literarisch. Die Malerin Lea Grundig zählte zu den Überlebenden des Flüchtlingsschiffs »Patria«. 60 000 Juden flüchteten zwischen 1933 und 1941 aus Nazi-Deutschland nach Palästina. Darunter waren Else Lasker-Schüler, Hans Jonas, Erich Mendelsohn und Martin Buber. Die Architekt:innen, Künstler:innen und Schriftsteller:innen setzten sich in ihrem kreativen Denken und Handeln auf ganz unterschiedliche Weise mit der fremden Umgebung auseinander. Ita Heinze-Greenbergs Werk ist beindruckend und erhellend.

Timothy Garton Ash
Europa
Eine persönliche Geschichte
448 Seiten, gebunden, € 32,-
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ISBN 978-3-446-27615-4
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Aus dem Englischen Andreas Wirthensohn
Zerstört, geteilt, geeint – zwischen Taumel und Triumph: Die Geschichte Europas, wie der Träger des Internationales Karlspreises zu Aachen 2017 Timothy Garton Ash sie erlebt hat.
Timothy Garton Ash ist leidenschaftlicher Europäer. Schon vor 1989 wollte er sich nicht mit der Teilung des Kontinents abfinden, bis zuletzt kämpfte er gegen den Brexit. Nun schreibt er seine ganz persönliche Geschichte Europas, die 1945 mit der Stationierung seines Vaters als Besatzungssoldat in Deutschland beginnt. Er erzählt von Freunden wie Václav Havel, erinnert sich an den Mauerfall, berichtet vom Jugoslawienkrieg, der Eurokrise und dem Flüchtlingsdrama und liefert eine scharfe, eindringliche Analyse der neuesten europäischen Geschichte. Der Angriff auf die Ukraine zeigt, wie dringend wir einen freien und geeinten Kontinent brauchen – niemand verkörpert diese Idee überzeugender als Timothy Garton Ash.